"Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man's versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.
Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."
Erich Kästner
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Richard Maier (Sonntag, 28 Dezember 2014 10:05)
Die 13 Monate von Kästner - ein absolutes Meisterwerk! Ich wünsche einen guten Rutsch und bis demnächst im "kleinen Januar"!
textsells (Sonntag, 28 Dezember 2014 18:00)
Ja, möglichst dann, wenn das Jahr noch klein ist und in der Wiege liegt... Liebe Grüße und einen guten Start in die nächste Runde
Jenise Linsley (Dienstag, 07 Februar 2017 06:44)
Keep on working, great job!